Written by Christian Müller - CONCIPION Consulting GmbH

Ein VADEMECUM

Master Switch to Simplexity

christian zeigt

Nach einer Befragung der Teilnehmer von Management–Seminaren wurden zusätzlich zu den üblichen Themenangeboten neue Seminare gewünscht, die die Expertise im operativen Problemlösungsverhalten und im Umgang mit Komplexität fördern.

Der Umgang mit Komplexität zielt heutzutage vielfach darauf ab, sie zu reduzieren, ob für Prozesse oder Produkte. Das ist aber nicht immer möglich oder gewünscht. Manche Prozesse oder Produkte lassen sich nicht vereinfachen. Und: Einfachheit und Komplexität brauchen einander. Je mehr Komplexität vorhanden ist, desto mehr fallen einfache Dinge auf. Die Kontraste helfen, erwünschte Eigenschaften leichter zu erkennen.

Komplexität und Vollkommenheit erscheinen mehr noch bei Produkten als bei Prozessen als unvermeidliche korrelierende Eigenschaften oder gar als synonyme Parameter. Die höchste Güteklasse der Vollkommenheit eines optimalen Prozesses ist jedoch dann erreicht, wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Und nicht, wenn man nichts mehr hinzufügen kann.

„Simplicity is an exact medium between too little and too much.“ (Sir Joshua Reynolds)

Simplification oder Simplifizierung alleine erscheint also notwendig aber nicht hinreichend. Und die Methoden und Mittel der Simplifizierung sind alles andere als simpel sondern auf allen Ebenen des Handelns methodisch anspruchsvoll und interdependent. Der einfachste Weg wäre immer noch „durchdachtes“ Weglassen, aber selbst das erfordert, dass man bis an die Grenzen geht (oder darüber hinaus): „erkennen und selbst nachdenken“.

We can have facts without thinking, but we cannot have thinking without facts. (John Dewey)

Sapere Aude! Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen. Dabei bleibt zu bedenken, dass selbst bei höchst intelligenten und kreativen Menschen der Gebrauch des Verstandes durch exogene Einflüsse limitiert wird.

Ein eindrucksvolles Beispiel gefällig? „Vom Pferdehintern zum Space Shuttle“. In den Anfängen der Mobilität wurde die Breite von Kutschen davon beeinflusst, wie breit  zwei Pferdehintern sind, d.h. der Pferdehintern gab das Maß der Kutschenbreite maßgeblich vor. Die Kutsche war wiederum im wahrsten Sinne des Wortes „maßgebend“ für das Design der Eisenbahn, also für die ersten Gefährte auf der Schiene mit entsprechender Spurbreite.
Die in der Folge gebauten Eisenbahnen gaben das Maß für die Höhe der Tunnel vor, die bis heute ihre Größenordnung nicht wesentlich geändert haben. Und alle Güter, die mit der Bahn transportiert werden, notwendigerweise auch durch Tunnel, müssen sich dem Größendiktat der Bahnbreite und der Höhe von Tunneln beugen. So auch die Teile von Space Shuttles, auch wenn sie nicht durch den Tunnel transportiert werden. Das Größenmaß für den Bahntransport bleibt vorgegeben und beeinflusst das Design des Space Shuttles.

Ebenso war die Zeichendarstellung auf monochromen Computerbildschirmen anfangs begrenzt auf 80 Zeichen, was kompatibel zu der Anzahl Zeichen auf der Lochkarte war. Die Lochkarte selbst hatte seit 1928 als Standardformat die Größe der Ein-Dollar-Note. So lässt sich auch hier ein historischer Einfluss auf neuzeitliche Produkte wie z.B. den Monochrom-Bildschirm herleiten.

Es ist die Design-limitierende Produkthistorie, die uns so oft gefangen hält. Sie zu überwinden, erfordert die „geniale“ Fähigkeit, Prozesse und Produkte neu zu denken und zu erfinden oder mit komplexen Methoden zu simplifizieren. Ich nenne es Simplexity.

In den Unternehmen drängen sich die Probleme nur so auf, die simplex sind: Prozesse auf allen Ebenen, d.h. Transaktionsprozesse, wertschöpfende Prozesse, Managementprozesse. Bei letzteren stellt der unternehmerische Entscheidungsprozess ein gutes Beispiel dar, weil er oft zu aufwändig mit viel zu vielen (Nicht-) Beteiligten und zu konsensorientiert gestaltet (oder erduldet) wird.

Es geht also auch um die leistungslimitierende Prozesshistorie, die führungslimitierende Beziehungshistorie unter Kollegen und Führungskräften, die kooperationslimitierende Wettbewerbshistorie zwischen neu fusionierten Unternehmen oder die performance-limitierende Systemhistorie von IT-Landschaften eines Unternehmens.

Ergo, es wird zunehmend wichtiger, die einstmals geschaffenen und bewährten aber mittlerweile tradierten und limitierenden Strukturen zu hinterfragen und aus historisch gewachsenen und komplexen Zusammenhängen durchdacht  in simplifizierte zu überführen. Und das ist wirklich nicht simpel sondern bedarf der strategischen Entscheidung und eines konsequenten Master (Mind) Switch.

Übrigens: Es betrifft auch die Speicherung von und den Zugriff auf Daten. Big Data löst dieses Problem, wenn man die performance-limitierende Informationsstruktur ändert. Aber mehr dazu ein anderes Mal.

Macht´s gut, Netz-Nachbarn.

Christian Müller

Written by Christian Müller - CONCIPION Consulting GmbH

Ein VADEMECUM

Kooperationen  -  mit mehr oder weniger Mehrwert

Networking ist heute nicht nur ein durch social media Plattformen elektronisch unterstützter persönlicher Marketingkanal, sondern in seiner aktiven und wertschätzenden Form auch durchaus wirksam und wertschöpfend. Networkinganfragen ohne inhaltliche Ansprache nennt man hingegen „leere“ Kontaktanfragen, die nicht selten zu „leeren“ Kontakten führen.

Jenseits des persönlichen social media Marketings existiert zwischen Unternehmen eine Vielzahl von Kooperationen, oft medienwirksam und mit großen Erwartungen begründet, um die wirtschaftliche Entwicklung der beteiligten Partner durch Heben von Synergien signifikant und nachhaltig positiv zu beeinflussen. Sei es für einen gemeinsamen Marktangang, für eine Entwicklungspartnerschaft oder für andere Geschäftszwecke wie z.B. „trusted advisory“.

Leider sind die wenigsten Kooperationspartnerschaften mit Leben erfüllt. Also kein aktiver Austausch, kein synergetischer Support, keine relevante Steigerung der jeweiligen partnerinduzierten Umsätze.  

Oft beginnt ein Partner verheißungsvoll, die Kooperation zu gestalten und den anderen Partner im Sinne der Vereinbarung zu unterstützen, stellt jedoch nach Ablauf von Monaten fest, dass es leider eine Einbahnstraße war. Sein Engagement endet enttäuscht. Verschwendete  Zeit, immerhin begrenzt durch den Zeitpunkt der Einsicht.

Auch hier spreche ich von „leeren“ Kontakten, die jedoch manchmal wirtschaftliche Nachteile für einen oder alle Partner verursachen, und seien es „nur“ personelle Aufwände und Reisekosten.

Welche Erfolgsfaktoren für die Kooperation haben die Partner vorher festgelegt? An welchen Faktoren wird der Erfolg geprüft?

Sind es die Ergebnisfaktoren, an denen man erkennt, ob man Erfolg hatte? Also gemeinsam gestartete Kampagnen, gewonnene Projekte oder erzielte Umsätze. Was man nicht mehr ändern kann, wenn es nicht eintritt.

Oder sind es die Einflussfaktoren, die dazu führen werden, dass man Erfolg hat? Also Bedingungen, die einen positiven Verlauf der Kooperation erst ermöglichen und die man vor und während der Partnerschaft justieren kann, wie z.B.

  • Verankerung auf oberster Ebene und den Arbeitsebenen

  • Gleichtakt in der Produktions- und Dienstleistungsgeschwindigkeit

  • Gemeinsame Bereitschaft für Investitions- und Kostenbeteiligungen

  • Commitment zur Gestaltung der Einflussfaktoren

Schwierig wird es auch dann, wenn pure Größe auf Großartigkeit trifft oder Kleingeist auf Freigeist, will sagen, man muss nicht groß sein, um erfolgreich zu sein, man muss aber immer großartig sein.

„Nicht starke Mittel, sondern starke Geister ändern die Welt.“ (Alexandre Dumas)

Sicher gibt es hier noch weitere Kriterien, die den erfolgreichen Verlauf einer Kooperationspartnerschaft unterstützen, über die die Partner vor- und nachdenken sollten und die sie rechtzeitig beeinflussen können.

Übrigens: „Schnelles Scheitern“ gehört zu den neuen Erfolgsfaktoren. Aber mehr dazu ein anderes Mal.

Macht´s gut, Netz-Nachbarn.

Christian Müller